Prague Minos Guide

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20. století

Der Sozialistische Realismus

Demonstration der Zugehörigkeit zur Sowjetunion
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Der kommunistische Umsturz im Jahr 1948 setzte der selbständigen Entwicklung der tschechischen Architektur, die in den Zwischenkriegsjahren ein weltweit führendes Niveau erlangt hatte, ein jähes Ende. Der Funktionalismus wurde als gefährlicher westlicher und kosmopoliter Baustil gebrandmarkt, und sofern ein Architekt weiter wirken wollte, musste er sich öffentlicher Selbstkritik unterziehen und sich vom Funktionalismus lossagen. Einziger zulässiger Baustil war fortan der sozialistische Realismus (auch bekannt unter dem Kürzel "Sorela"), der in seinen pompösen und schwerfälligen historisierenden Formen von der sowjetischen Architektur der Stalinära ausging. Weiße elegante Gebäude wurden im Stadtbild von bedrohlichen Türmen abgelöst, die an die ewige Zugehörigkeit der Tschechoslowakei zu Sowjetrussland erinnern sollten. In urbanistischer Hinsicht war das Hauptthema des sozialistischen Realismus die breite Straße, auf der Massenumzüge begeisterter Arbeiter stattfinden würden, sowie große Versammlungsplätze, auf denen man den Reden der Parteiführer lauschen sollte. Die Umsetzung solcher Bauvorhaben stellte gleichzeitig eine symbolische „Unterwerfung“ der Stadt dar, in der die kommunistische Architektur bewusst alles Historische und damit ideologisch Unerwünschte übertönen wollte. Nach urbanistischen Plänen vom Anfang der 50. Jahre sollte auch Prag Opfer derartiger Eingriffe werden. Für einen

neuen Versammlungsplatz sollte in der Altstadt der Häuserblock zwischen dem Klementinum und der Pařížská-Zeile abgerissen werden, wobei eine Variante als Raumachse einen hohen Turm neben dem Rudolfinum anstelle der heutigen Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität vorsah. Zum Glück gelang es der Stadt, derartige Pläne abzuwehren, und der einzige stalinistische Turm, der in den 50. Jahren in Prag erbaut wurde (das Hotel International im Stadtteil Dejvice), wurde durch konzentrierten Druck Prager Urbanisten weit hinter den Horizont des historischen Stadtpanoramas verschoben. Der sichtbarste Eingriff in das Panorama der Stadt war das monströse Stalindenkmal in der verlängerten Achse der Pařížská-Zeile, das mit großem Pomp in den Jahren 1952-55 erbaut wurde, um dann in aller Stille im Jahr 1962 abgerissen zu werden. Eines der wenigen Beispiele guter Architektur dieser Zeit ist das im Jahr 1958 eröffnete Hotel Jalta auf dem Prager Wenzelsplatz. Der Architekt, Antonín Tenzer, war einer der jüngsten und talentiertesten Architekten der Zwischenkriegsära. Bei der Realisierung des Hotels gelang es ihm, die Formsprache des sozialistischen Realismus zu weit zu kultivieren, dass die Fassade des Gebäudes nicht so sehr an Moskau erinnert, sondern eher an die zeitgenössische Architektur Westeuropas, wie wir sie beispielsweise aus dem Spätwerk des französischen Architekten Auguste Perret kennen.

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