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20. století

Die Samtene Revolution 1989

Gewaltfreie Revolution, die zum Fall des kommunistischen Regimes führte
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Gewaltfreie Revolution, die im November und Dezember 1989 zum Fall des kommunistischen Regimes führte und die Wende zur Demokratie in der Tschechoslowakei markierte. Gleichzeitig wurde Václav Havel zum Präsidenten der Republik ernannt.
In den 80. Jahren kam es im gesamten Ostblock zu wachsender Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen und politischen Lage, insbesondere in den Ländern mit schlechter Wirtschaftslage. Nach dem Vorbild Polens, wo die Solidarnosc-Bewegung die zum Teil freien Wahlen im Jahr 1989 mit überwältigender Mehrheit gewann, lösten sich ähnliche Befreiungswellen auch in Ungarn, Rumänien und in Ostdeutschland. Aufgrund der soliden Ökonomie war die Lage in der Tschechoslowakei noch relativ stabil.
An der Jahreswende 1988 und 1989 kam es jedoch zu bis dahin nicht denkbaren Demonstrationen gegen die Regierung, die zwar von der Polizei unterdrückt wurden, nichtsdestoweniger aber einen Präzedenzfall darstellten. Im Laufe der sog. Palach-Woche (Demonstrationen anlässlich des Todestages Jan Palachs) wurde auch Václav Havel verhaftet. Für den 17. November war dann eine Studentenversammlung zu Ehren des von den Nazis im Jahr 1939 ermordeten Jan Opletals geplant. Die staatlichen Sicherheitskräfte hatten den ursprünglich geplanten Marsch ins Stadtzentrum verboten und die Demonstration erst genehmigt, als die Organisatoren die Marschroute änderten. Nach offizieller Beendigung der Demonstration machte sich ein Teil der Demonstranten in den Abendstunden auf in Richtung Karlsplatz und dann zum Nationaltheater. Dort wurde der Zug von zwei Polizeikordons auf der Straße Narodní třída eingekesselt und zunehmend in die Enge getrieben. Die Demonstranten setzten ihre friedliche Demonstration fort und riefen: "Unsere Hände sind leer", einige Mädchen flochten Polizisten sogar Blumen an die Schutzschilder. Die Bereitschaftszüge der Polizei begannen jedoch, gegen die Demonstranten vorzugehen und diese brutal mit Schlagstöcken zu schlagen. Da die Demonstranten keine Rückzugsmöglichkeit hatten, brach ein großes Chaos aus. Die Demonstration wurde brutal auseinandergetrieben, viele Demonstranten wurden verletzt und einige verhaftet.
Die Nachricht vom brutalen Vorgehen der Polizei gegen die Studenten verbreitete sich am folgenden Tage wie ein Lauffeuer, und die Bevölkerung wurde aktiv und äußerte ihr Missfallen gegenüber dem Eingriff. Es wurde ein Streikkomitee

organisiert, das mit den Planungen für einen Generalstreik begann. Der Großteil der Machtelite lehnte es ab, sich am Wochenende mit der Situation zu befassen, und so erteilten ihre Untergebenen die Weisung an die Sicherheitskräfte, nicht einzugreifen, damit man den Zorn der Öffentlichkeit nicht noch weiter schüre. Am 19. November wurde das Bürgerforum (Občanské forum) gegründet, das Rücktrittsforderungen an die Regierungsspitzen aussprach und den geplanten Generalstreik unterstützte.
Nach und nach streikten die Hochschulen, erst in Prag und dann in der gesamten Republik. Demonstrationen verbreiteten sich über das ganze Land. Symbol dieser Tage sind die klingelnden Schlüsselbunde. Zum ersten Mal sprach auch Václav Havel zur Öffentlichkeit. Die ständig wachsende Anzahl der Demonstranten führte schließlich auch zu einer Neubewertung durch die kommunistische Führung, die eine Zeit lang auch den Einsatz der Armee in Erwägung gezogen hatte. Am 24.11. dankte das gesamte von Miloš Jakeš geführte Zentralkomitee ab. Drei Tage später legte der angekündigte Generalstreik das öffentliche Leben im Lande lahm. Die Bemühungen der Kommunisten, die Situation durch Teilzugeständnisse unter Kontrolle zu behalten, schlugen fehl, und am 4.12. wurden die Westgrenzen geöffnet. Am 10.12. gab Präsident Gustav Husák seine Demission bekannt und ernannte die erste nichtkommunistische Regierung nach 1948. Am Ende des Jahres wurde Václav Havel einstimmig zum Präsidenten gewählt, damit endeten auch sämtliche Streiks.
Die Samtene Revolution führte zur Demokratisierung der Gesellschaft, zeigte jedoch auch einige Probleme auf. Die Situation änderte sich so schnell und der Machtübergang verlief so rasch, dass das Bürgerforum nicht genügend für die Ausübung der exekutiven Gewalt im Staat vorbereitet war und mehrere Mitglieder des vorherigen Apparates in ihren Funktionen belassen musste, was einen missliebigen Kompromiss darstellte. Die anschließende Transformation der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft führte zur sog. Kuponprivatisierung und zu einer Welle von Restitutionen, was ebenfalls eine Reihe von Problemen mit sich brachte.
Tatsache bleibt jedoch, dass die Samtene Revolution das Ende der Ära der Einparteien-Regierung einläutete und so einen historischen Umbruch darstellt, der bald zu einem allgemein verbreiteten Ausdruck für gewaltfreie Revolutionen wurde.

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